Zeit für einander

Alle, zumindest die meisten von uns Reitern wollen eins haben – ein Verlaßpferd. Aber ... was ist das eigentlich: ein Verlaßpferd? Ein Pferd, dem ich mich anvertrauen kann, bei und auf dem ich mich sicher fühle und angstfrei, in allen Situationen. Nun ist ein Pferd ein Wesen mit eigenen Regungen und Bedürfnissen, welches durchaus in bestimmten Situationen anderer Meinung sein kann als ich. Es ist ein Fluchtier, im Zweifelsfall seinen Instinkten folgend um sein Leben zu retten. Und so einem Wesen will ich mich anvertrauen ...?

Da ist es schon wieder, das Wort Vertrauen. Vertrauen können muß ich meinem Pferd – es mir aber auch! Vertrauen zueinander schaffen wir dadurch, dass wir einander Zeit schenken. Zeit zu verstehen, zu fühlen, zu erfahren, zu lernen was der andere mag, was er fürchtet, wie er reagiert. Ich will mein Pferd kennen, ich will es einschätzen können, ihm helfen und es beschützen, damit es seinen Fluchtinstinkt zu meinen Gunsten hinten an stellt. Umgekehrt soll mein Pferd wissen wie ich reagiere – ich will einschätzbar sein. Eine gute Führungskraft ist für die Mitarbeiter einschätzbar und damit verläßlich. So baut sich gegenseitiges Vertrauen auf.

 

All das braucht Zeit miteinander. Sein Pferd selber erziehen bedeutet viel Zeit miteinander verbringen. Sein Pferd erziehen lassen, ausbilden lassen und bereiten zu lassen verhindert meistens diese notwendige Nähe, mit dem häufigen Ergebnis eines gut trainierten Pferdes, zu dem der Reiter kein wirkliches Verhältnis, kein Vertrauen hat – eben kein Verlaßpferd.

 

Also Leute, gönnt Euch und Eurem Pferd soviel Zeit wie möglich miteinander!

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